Gute Frage. Eigentlich hatte ich mich schon dagegen entschieden. Zu langwierig, zu kompliziert. Bei meinem ersten Kind hatte ich mich sofort dagegen entschieden. Ich konnte mir das nicht so richtig vorstellen, und war der Überzeugung, dass man mit der Methode EWIG voll stillt. Was womöglich auch stimmt, je nach Kind natürlich. Ich stille sehr gerne, aber es hat mich bei meinem ersten Sohn ab dem vierten Monat unglaublich angestrengt. Nicht das Stillen selbst, sondern die Milchproduktion und die damit verbundene Nahrungsaufnahme. Ja, was am Anfang noch toll war, dass man soooo einen unglaublichen Appetit hat und alles grandios schmeckt, wurde irgendwann echt anstrengend. Außerdem WOLLTE ich Brei kochen. Das war für mich so ein wichtiger Schritt wie Krabbeln und Laufen lernen. Und ich war ungeduldig, diesen Schritt zu gehen.
Deshalb habe ich schon Anfang des fünften Monats angefangen Brei zu füttern, mit der Folge, dass es wirklich lange dauerte, bis Leo überhaupt etwas vom Löffel bekam. Die ersten drei Wochen gab es nur Karottenbrei, denn erst dann hatte ich das Gefühl, dass er jetzt tatsächlich etwas isst. Und dann bekam er Verstopfung. Es war nicht furchtbar schlimm, er hatte offenbar keine Bauchschmerzen (jedenfalls beschwerte er sich nicht), aber man erkannte deutlich, dass das Geschäft harte Arbeit war. Und ich habe mir fürchterliche Sorgen gemacht, weil tagelang nichts in der Windel war. Meine Schlussfolgerung daraus war erst einmal, beim nächsten Kind erstens später anzufangen und zweitens mit Pastinake, weil Karotte schon eher stopft. Außerdem hat Pastinake eine Farbe, die keine fürchterlichen Flecken macht, und sie ergibt einen schöneren Brei. Mein Karottenbrei wurde, egal wie wenig Wasser ich dazu tat, immer ziemlich flüssig, weil Karotte offenbar ziemlich wässerig ist. Bei meinem ersten Pastinakenbrei musste ich noch ein paar mal Wasser nachgießen, weil er sonst zu fest geworden wäre…
Jetzt, beim zweiten Kind, ist vieles anders. Zum Einen bin ich wesentlich entspannter geworden, was seine Entwicklung betrifft. Bei Leo habe ich gefühlt ewig gewartet, bis er sich endlich zum ersten Mal dreht. Und ich habe versucht ihn dazu zu animieren, lange ohne Erfolg. Als Max sich zum ersten Mal drehte dachte ich „Hoppla, oh nein, ist es schon so weit??“ Das nur als Beispiel. Ich wartete also nicht ungeduldig aufs Brei füttern, stattdessen steckte ich ihm eines Tages vollkommen ungeplant (ich glaube er war gute vier Monate alt) während wir am Spielplatz waren ein Stück Birne in den Mund, an dem er ein bisschen nuckelte. Hätte ich mich beim ersten Kind nie getraut.
Bei meinem ersten Kind hatte ich auch das dringende Bedürfnis nach einer Anleitung zur Beikosteinführung, die es für Brei ja auch gibt. Heute verstehe ich meine Unsicherheit von damals gar nicht mehr, aber so ist das eben beim ersten Kind (auch deshalb bin ich froh, noch ein zweites in die Welt gesetzt zu haben). Jetzt treibt mich die Neugier. Auch bei Leo fand ich die Idee von Baby-led weaning schon interessant. Es passt gut zu meinen Überzeugungen, zum Einen weil das Baby am Familientisch mitisst, zum Anderen weil es mir natürlicher erscheint (in der Steinzeit gab es schließlich noch keinen Pürierstab).
Ich hatte schon in etwa überlegt, wann ich mit dem Brei anfangen will (14 Tage wollte ich noch warten, bis er fünf Monate alt ist). Zu diesem Zeitpunkt verfolgte er unsere Mahlzeiten schon sehr neugierig. Gelegentlich bekam er ein Stück Apfel oder Birne, was ihn immer sehr begeisterte. Doch die Breifrei-Idee ließ mich nicht los. Ich erkundigte mich im Internet und las ein Buch zum Thema. Und schließlich gewann doch die Neugier und ich beschloss, es zu versuchen.