Mit das anstrengendste am Eltern sein ist, finde ich, das immer-in-Bereitschaft-sein-müssen. Man hat nie wirklich Pause (oder gar Urlaub), und, zumindest solange sie klein sind, muss man sich komplett nach den Bedürfnissen der Kinder richten. Ich warte sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich mal wieder von selbst aufwache, und nicht von einem Kind geweckt werde.
Jetzt sind wir aber in der glücklichen Lage, beide Großeltern in unmittelbarer Nähe zu haben, die sich gerne und ausgiebig mit ihren Enkeln beschäftigen, Freunde, mit denen wir uns austauschen, einen tollen Kindergarten quasi vor der Haustür (zur Zeit natürlich nicht für uns, aber das ändert sich ja irgendwann wieder). Ich glaube, ohne das alles wäre ich komplett überfordert.
Eigentlich BIN ich oft komplett überfordert, und zwar in völlig alltäglichen Situationen. Zum Beispiel wenn ich zwei Kinder anziehen und ins Auto packen soll, samt all den Dingen, die man mit Kleinkindern halt so braucht (oder meint zu brauchen).
Oder wenn ich gerade das dringende Bedürfnis nach einer kleinen Pause habe, aber die Kinder so gar nicht mitmachen.
So wie kürzlich, als wir ziemlich fertig vom vormittäglichen Schlittenfahren heimkamen. Nach dem Mittagessen wollte ich ein bisschen auf der Couch sitzen, die Füße ausstrecken und von niemandem gebraucht werden. Doch leider beschloss Leo (3), dass er ein Buch vorgelesen bekommen wollte. Und Max (8 Monate) wollte nicht auf dem Boden spielen, sondern lieber auf Mama klettern.
Ich wünschte mir mal wieder sehr, dass es auch für Mütter gesetzlich vorgeschriebene Pausenzeiten gibt.
Was also tun? Fernseher einschalten? Darauf bestehen, dass Mama jetzt gerade nicht ansprechbar ist? Schimpfen, schreien, wütend werden? Oder doch lieber spielen und vorlesen und das eigene Bedürfnis auf später (also womöglich abends) verschieben?
Nun ja, je nach Situation und meiner eigenen Stimmung habe ich alle diese Varianten schon mal ausprobiert, zumindest bei Leo.
In diesem Fall entschied ich mich (mit ausreichend Selbstmitleid) dafür, Leo kurz vorzulesen, anschließend Max ins Tragetuch zu stecken und die Geschirrspülmaschine auszuräumen. Hausarbeit ist in solchen Momenten eine gute Beschäftigung. Sie erfordert keine höheren Denkleistungen, dafür bewegt man sich und ist halbwegs aktiv. Gut gegen Müdigkeit. Oder zumindest, um halbwegs wach zu bleiben.
In diesem Fall hatte ich Glück, und etwa eine halbe Stunde später hatte ich meine Pause. Leo hatte sich zur Oma verabschiedet und Max war im Tragetuch eingeschlafen. Aber so läuft es eher selten. Manchmal schaffe ich es, durchzuatmen und die Zähne zusammenzubeißen, oder mir so etwas wie einen Kompromiss einfallen zu lassen. Aber oft bin ich dann genervt und ungeduldig und sage Dinge, die ich eigentlich schon beim Aussprechen bereue.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, Mutter zu sein. Und ich glaube sogar, dass ich es meistens ganz gut hinkriege. Aber seitdem ich Kinder habe weiß ich, dass absolutes Glück und absolute Überforderung sich nicht gegenseitig ausschließen.