Stress abbauen – aber wie?


Meistens schimpfen [wir] nicht, weil [wir] es gerade für die angemessene, erzieherische Maßnahme halten. Sondern weil [uns] nichts besseres einfällt, weil [wir] gestresst, müde und wütend sind. Was übrigens oft genau die Gründe sind, weswegen die Kinder nicht tun, was sie sollen.

Erziehung: Mach nicht so einen Aufstand! – Gesellschaft – SZ.de (sueddeutsche.de)

Oft wird einem deshalb geraten, Stresssituationen zu vermeiden, aber tatsächlich ist das einfach unmöglich, erst recht, wenn man arbeitet, die Kinder zur Schule gehen und auch noch Freizeitprogramm haben.

Meine Kinder sind ja noch ziemlich klein (der Kleine wird demnächst 11 Monate alt, der Große ist drei), ich bin in Elternzeit, und wir haben dementsprechend wenig Stress von außen. Momentan haben wir wirklich selten Termine, wo wir pünktlich sein müssen, und trotzdem kracht es täglich.

Zur Zeit besonders Morgens. Der Große ist meist recht quengelig nach dem Aufwachen, und ich bin auch ein ausgesprochener Morgenmuffel. Was mich vor allem ärgert, ist, dass er ALLE aufwecken muss, auch seinen kleinen Bruder. Es hilft nicht, wenn ich mit ihm aufstehe, der Kleine wird trotzdem aufgeweckt. Da platzt mir regelmäßig der Kragen. Und dann weicht er mir nicht von der Seite und will fünf Sachen gleichzeitig von mir, während ich den Kleinen und mich selbst anziehe. (Er hat momentan meistens den ganzen Vormittag seinen Schlafanzug an.) Es ist anstrengend, und ich bin, wie gesagt, morgens nicht in Bestform, besonders dann nicht, wenn ich unsanft geweckt werde. Es gibt nicht jeden Morgen Streit, aber seeeehr oft, also, naja, fast jeden Morgen.

Abends kann es auch schwierig werden. Als der Große noch kleiner war, haben wir immer um sieben Abend gegessen. Ich versuche, eine Familienmahlzeit am Tag hinzukriegen, also eine, bei der auch der Papa anwesend ist, und der arbeitet lang. Als der Mittagsschlaf wegfiel, hatten wir regelmäßig Dramen beim Abendessen, bis ich schließlich auf die Idee kam, das Essen auf sechs Uhr zu verlegen. Mein Mann hat das brav mitgemacht, und es funktionierte ganz gut, aber eben nicht immer. Manchmal gehts auch beim Essen noch, aber das Umziehen wird dann oft ein Drama.

Aber: wenn ich ihn Abends zu früh ins Bett stecke, schläft er nicht gut oder wacht sehr früh wieder auf. Ich könnte ihm natürlich auch um fünf schon den Schlafanzug anziehen, und er bleibt dann noch zwei Stunden wach. Es ist aber fraglich, ob das hilft, denn bei einem müden Kind kann so ziemlich alles irgendwann zum Drama werden.

Außerdem kündigt sich ein abendliches Drama nicht immer an. Oft ist er noch quietschvergnügt am Spielplatz und fünf Minuten später, wenn wir wieder zu Hause sind, todmüde.


Dramen und Stress lassen sich also nicht wirklich vermeiden, aber an manchen Stellen kann man vielleicht doch Stress abbauen, besonders da, wo man ihn sich selber macht.

Ich war zum Beispiel früher fest davon überzeugt, dass man MINDESTENS einmal im Jahr Fenster putzen MUSS. Ich bin wirklich kein Sauberkeitsfanatiker und kann gut über Dreck hinwegsehen, und einmal im Jahr ist ja auch nicht soooo häufig, aber das war ein Mindestmaß, das ich von mir erwartete. Als ich dann zum ersten Mal schwanger war, beschloss ich irgendwann im Frühjahr, als der Termin zum jährlichen Fensterputz näher rückte und ich aber schon ziemlich schwanger war, dass ich dazu nicht mehr in der Lage war. Ich versuchte, meinen Mann zu überreden, doch der hatte auch besseres zu tun, und so musste ich darüber nachdenken, was denn passieren würde, wenn die Fenster nicht geputzt würden. Mir ging auf, dass einfach gar nichts passieren würde. NICHTS.

Tatsächlich störten mich die ungeputzten Fenster nicht einmal, weil ich in diesem Sommer so beschäftigt damit war, mein neugeborenes Baby anzuschauen, dass die Sonne so viel Dreck sichtbar machen konnte wie sie wollte. Und auch die Besucher, die zu uns kamen, waren entweder zu beschäftigt mit dem Kleinen, oder zu höflich, um uns zu rügen (wer erzählt denn auch einer frisch gebackenen Mama, dass ihre Fenster geputzt gehören???).

Heute putze ich meine Fenster eventuell mal sporadisch, wenn ich sie gar nicht mehr ansehen kann. Das heißt, ich putze auch nur die Fenster, die ich oft ansehe, also die im Wohnzimmer. Es rentiert sich eigentlich eh nicht, weil die Kinder ständig hintappen.

Außerdem habe ich eine mentale Liste für Hausarbeiten, nach Wichtigkeit geordnet. Ganz oben stehen Küche aufräumen und Wäsche waschen, das mache ich fast täglich. Alles andere kommt dann dran, wenn das wichtigste erledigt ist, also, naja, irgendwann mal.

Weitere Wege, wie ich versuche Stress abzubauen:

Normalerweise ist mir ein selbst gekochtes, halbwegs gesundes Abendessen sehr wichtig. Aber an ganz besonders anstrengenden Tagen gibt’s schon mal Pizza vom Lieferservice. Und am Wochenende ist mein Mann fürs Essen zuständig. Inklusive Planung und Einkauf.

Vor einigen Wochen führte ich ein neues Mittagsritual ein. Wenn ich den Kleinen ins Bett gebracht habe, darf der Große eine halbe Stunde fernsehen. Ich mache in der Zeit Mittagspause, mit einem großen Latte Macchiato und, meistens, einem Buch. Sehr entspannend, nur leider klappt es nicht immer.

Trotzdem gibt’s Stress. Jeden Tag. Und trotzdem schimpfe ich meine Kinder. Mehrmals täglich. Aber ich glaube, so insgesamt läufts schon einigermaßen. Mal besser, mal schlechter. That’s life. Aber es schadet nicht, ab und an mal drüber nachzudenken, ob man an der ein oder anderen Stelle nicht doch ein bisschen Stress abbauen kann. Oder wie man Zeit für sich gewinnt. Schließlich profitieren nicht nur wir Eltern von einem weniger stressigen Alltag, sondern vor allem unsere Kinder.

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert