Kennt ihr sie auch, diese Momente, in denen ihr euch denkt „Gott, was bin ich nur für eine schlechte Mutter!“?
Ich habe solche Momente mehrmals täglich.
Zum Beispiel, wenn mein Einjähriger mit dem Brotmesser zu mir kommt, während ich auf der Couch sitze, und ich nicht weiß, wie lange er das schon in der Hand hat.
Oder wenn er kauend zu mir kommt und ich keine Ahnung habe was er gerade isst, woher er es hat und wie lange es da schon lag.
Oder wenn ich nach dem fünfundzwanzigsten geschlichteten Geschwisterstreit beschließe, dass ich die beiden jetzt sich selbst überlasse, damit ich endlich KOCHEN kann, und fünf Minuten später mit einem Kind mit gequetschtem Finger ins Krankenhaus fahre.
Oder wenn ich meine Kinder anschreie, weil ich genervt und übermüdet bin und nicht mehr fähig, anders zu reagieren.
Oder wenn ich ständig NEIN sage, Sachen verbiete, Gegenstände wegnehme. (Warum nur finden sie immer das am interessantesten, was gefährlich ist oder kaputt geht oder Chaos verursacht?)
Oder wenn ich morgens im Bad einfach furchtbar UNGEDULDIG werde, wenn das Kind EWIG braucht um sich anzuziehen (und dabei wahnsinnig viel zappelt und erzählt und tausend Fragen stellt).
Oder wenn ich mich freue, dass der Kleine jetzt auch vor dem Fernseher sitzen bleibt, und ich so eine sichere Mittagspause habe.
Oder wenn ich den Kleinen ins Zimmer vom Großen lasse, wenn der nicht da ist, obwohl ich doch weiß, dass er das nicht mag.
Oder wenn ich gerade keine Lust habe, zu spielen oder vorzulesen oder zu kuscheln oder zu toben.
Oder wenn die Kinder den ganzen Tag kein Stück Obst gegessen haben, nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil ich ihnen keins gegeben habe.
Oder wenn es Fischstäbchen mit Pommes zum Mittagessen gibt.
Oder wenn die Kinder irgendwo Süßigkeiten finden und dann heimlich futtern. (Warum nur schaffe ich es immer noch nicht alles wegzuräumen?)
Oder wenn ich viel zu viel ins Handy oder Tablet schaue (was für ein schlechtes Vorbild!).
Aber meistens glaube ich, dass ich meinen Job im Großen und Ganzen schon ganz gut mache. Oder zumindest gut genug.
Weil ich mich zumindest bemühe, sie nicht anzuschreien, und an guten Tagen gelingt mir das sogar einigermaßen.
Weil ich dafür sorge, möglichst viele gute Tage zu haben, meine Kraft einteile, indem ich mir Pausen gönne.
Weil ich versuche, ihre Bedürfnisse zu verstehen und zu erfüllen, so gut es geht.
Weil ich mich bemühe, nicht ständig nein zu sagen, sie ausprobieren lasse, sie auch mal Chaos machen lasse.
Weil ich darüber meine eigenen Bedürfnisse nicht vergesse, denn nur so kann ich die Mutter sein, die ich sein will.
Weil ich ihnen damit hoffentlich jeden Tag zeige, dass es wichtig ist, auf sich selbst zu achten, und dass man nicht perfekt sein muss, sondern genau so richtig und wertvoll ist, wie man eben ist.
Weil ich zwei aufgeweckte, neugierige, aufgeschlossene und meistens auch fröhliche Kinder habe, die jeden Tag wahnsinnig viel entdecken und lernen, und die immer zu mir kommen, wenn sie mich brauchen.