Breifrei – ein Zwischenfazit


Wann haben wir eigentlich angefangen mit unserem Breifrei-Experiment? Schwer zu sagen, denn ich habe angefangen, bevor ich den Entschluss fasste, es tatsächlich mit Breifrei zu versuchen. Eines Tages auf dem Spielplatz habe ich Max ein Stück Birne in den Mund gesteckt, ohne groß drüber nachzudenken. Er hat seinem Bruder und mir äußerst neugierig beim Essen zugeschaut, und so ließ ich ihn probieren. Ich schätze, er war etwa vier Monate alt.

Es folgten weitere Apfel- und Birnenstücke, meistens gabs die nachmittags auf dem Spielplatz, weil ich da Zeit hatte und entspannt genug war, um eine viertel Stunde lang ein Stück Obst festzuhalten und mein Kind dran nuckeln zu lassen (zu Hause wäre ich sicherlich zu ungeduldig gewesen). Apfelstücke sahen danach meistens genauso aus wie vorher, aber weiche Birnenstücke wurden tatsächlich kleiner in seinem Mund.

Mitte Oktober habe ich mich schließlich dann doch dazu entschieden, die Beikosteinführung ohne Brei zu versuchen. Ich war anfangs schon ein bisschen skeptisch, aber auch neugierig. Und die Skepsis verschwand schnell. Mittlerweile bin ich äußerst überzeugt von meiner Methode :D.

Mit knapp fünf Monaten beäugte Max unser Essen schon sehr neugierig. Während der Mahlzeiten lag er entweder im Newborn-Set seines Hochstuhls, häufig saß er aber auch schon auf meinem Schoß. Er war also meistens mit dabei, wenn wir aßen. Manchmal versuchte er auch schon, nach meinem Essen zu greifen.

Also bekam er mit exakt fünf Monaten sein erstes Stück Brot in die Hand. Er war äußerst begeistert. So begeistert, dass ich fürchtete, dass er ab sofort bei jeder Mahlzeit mitessen will. Aber weit gefehlt. Schon nach wenigen Tagen verlor er sein Interesse an fester Nahrung erst einmal wieder. So hatte ich noch ein bisschen Zeit, mich auf den kleinen Esser einzustellen.

Am Anfang fand ich das gar nicht so einfach. Sehr oft waren unsere Mahlzeiten nicht Babygeeignet. Irgendwann begann ich, ihm in solchen Fällen einfach Gemüse zu dämpfen. Meistens Kartoffeln und Karotten, manchmal auch ein Stück Pastinake (an roter Bete arbeite ich noch, ich hab es immer noch nicht geschafft mal eine richtig weich zu garen).

Mit etwa sechs Monaten stieg Max‘ Interesse am Essen wieder, und er begann tatsächlich etwas runter zu schlucken (vorher wurde alles wieder aus dem Mund rausgeschoben). Das zeigte mir sein neuerdings recht bunter Windelinhalt.

Als Max etwa sieben Monate alt war, begann mich die Nahrungsaufnahme zu stressen. Also meine. Ich hatte das Gefühl, dass Essen für mich langsam zum full-time Job wurde, und der Weg von Hunger zu Übelkeit (wegen Hunger) wurde extrem kurz. So versuchte ich, das mit der Beikost etwas zu beschleunigen, damit sich die Stillmenge etwas reduzierte.

Zum einen fütterte ich Max nun ab und an auch Brei und Suppe. Meistens kochte ich das dann für die ganze Familie (mein Großer liebt Grießbrei über alles; ansonsten gabs öfters mal Kartoffelpüree oder Kartoffelsuppe). Zum anderen fütterte ich ihm vermehrt auch kleine Stücke mit dem Löffel oder der Gabel. Er ließ (bzw. lässt) das auch gerne zu.

Auch jetzt habe ich noch manchmal den Eindruck, dass er gern mehr essen würde, oft aber zu ungeduldig ist. Brei nimmt er jedenfalls gerne an, und er lässt sich auch füttern, auch wenn er oft mitmachen will und es meistens in eine Sauerei ausartet. Aber das war bei meinem großen, nur breigefütterten, Kind auch nicht anders.

Letztendlich konnten wir auch tatsächlich die Menge an fester Nahrung erhöhen und die Stillmenge reduzieren, sodass mir drei Haupt- und eine Zwischenmahlzeit wieder einigermaßen reichen (plus Süßigkeiten am Abend…).

Das selber Essen klappt mittlerweile auch recht gut, ich würde sogar sagen, dass jetzt manchmal mehr in Max‘ Mund als auf dem Boden landet. Er isst auch alle Mahlzeiten mit, allerdings können die Mengen dabei stark variieren. Stillmahlzeiten haben wir bisher noch keine weggelassen, wobei ich das nicht so genau sagen kann, weil wir da keinen bestimmten Rhythmus haben.

Würde ich Breifrei weiterempfehlen?

JA! Auf jeden Fall.

Vorteil 1: Das Kind wird gleich daran gewöhnt, dass Nahrung zerkleinert werden muss

Was mich zunächst sehr erstaunt hat: Max hat sich von Anfang an kaum verschluckt. Vor kurzem hatte er eine Phase, in der er wohl testen wollte, wie viel in seinen Mund passt und wie große Stücke man runterschlucken kann. Da hat er sich öfters mal verschluckt, aber nie so schlimm, wie ich das von meinem Großen kannte, als er die ersten Male Nahrung zum selbst zerkleinern bekam.

Meine Theorie: Max wurde von Anfang an daran gewöhnt, dass nicht alles, was man in den Mund steckt, so auch runtergeschluckt werden kann, sondern erst zerkleinert werden muss. Ein Kind, das erst mal Brei bekommt, lernt, dass es einfach nur runterschlucken muss. Woher in aller Welt soll es denn Wissen, dass es ein Stück Brot erst mal kauen muss?

Leo, mein Großer, hat sich beim Erlangen dieses Wissens ein paar Mal wirklich böse verschluckt. Deshalb bin ich froh, dass ich es bei Max anders gemacht habe.

Trotzdem bin ich weiter wachsam. Ist ja auch nur eine Theorie.

Vorteil 2: Es macht mehr Spaß

Ja, es ist ziemlich lustig, einem Zwerg dabei zuzusehen, wie er entdeckt, dass man gewisse Dinge in den Mund stecken, zerkleinern und dann schlucken kann, dass sie interessant schmecken, dass sie aus den Händen flutschen, runterfallen. Und dass ein Teller ein ziemlich lautes Geräusch macht, wenn er runterfällt. Und dass eine Schüssel voll Brei manchmal auch kaputt geht, wenn man sie runter wirft (okay, es ist nicht immer lustig…).

Besonders gefallen mir auch die vielen verschiedenen Gesichtsausdrücke: Wie er der Nudel nachschaut, wenn sie auf den Boden fällt, oder konzentriert versucht, etwas vom Tisch aufzuheben, die Freude in seinen Augen, wenn man etwas vor ihn hinstellt. Ich bin mir sicher, dass es auch ihm so mehr Spaß macht.

Vorteil 3: Es macht weniger Arbeit

Insgesamt hat man meiner Meinung nach mit Breifrei weniger Arbeitsaufwand, als wenn man Brei kocht. Zum einen muss man nicht extra kochen. Vielleicht macht man manchmal noch etwas extra, zum Beispiel gedämpftes Gemüse. Aber mit etwas Übung fügt sich diese zusätzliche Arbeit ganz von selbst in den Kochvorgang ein. Außerdem hat man einen guten Grund, seine Essgewohnheiten zu überdenken und vielleicht ein bisschen gesünder zu essen, was ein weiterer Vorteil ist. (Wir bestellen zum Beispiel nicht mehr ganz so oft Pizza vom örtlichen Lieferdienst.)

Außerdem kann ich nebenbei selber essen, und das sogar relativ stressfrei. Naja, zumindest manchmal. Okay, manchmal sind die Mahlzeiten schon stressig, vor allem wenn Leo auch gerade Hilfe braucht und ich alleine bin. Aber das ist mir trotzdem lieber als nach den Kindern alleine zu essen. Mal abgesehen davon ist es auch fraglich, ob ich dann in Ruhe essen könnte.

Dann bliebe noch der Säuberungsaufwand. Ich glaube der kann individuell sehr unterschiedlich sein. Bei uns macht es in dieser Hinsicht, glaube ich, keinen großen Unterschied, ob Max selber ist oder ob ich Brei füttere. Wenn er selber isst fällt viel auf den Boden, dafür ist alles (auch Kind und Kinderstuhl) relativ leicht zu reinigen. Wenn ich Brei füttere, bleibt zwar der Boden sauber, dafür ist die Sauerei auf Kind, Stuhl und Tisch umso größer.

Ich betreibe hier aber sehr wenig Aufwand. Üblicherweise sauge ich einmal am Tag (größere Essensreste hebe ich meistens direkt nach dem Essen auf). Tisch und Stuhl werden abgewischt (auch nicht unbedingt nach jeder Mahlzeit, aber ich versuche es), Kind unter fließendem Wasser gereinigt (Hände und Gesicht). Bei sehr klebrigen Verunreinigungen wird ein Waschlappen verwendet.

Egal wie unser Experiment endet, ich bin froh es angefangen zu haben. Und ich staune immer wieder, wie gut Max das alles schon hinbekommt: greifen, in den Mund stecken, abbeißen, kauen (und das mit zwei Zähnen). Bis jetzt war es also ein voller Erfolg!


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