Der Name für diesen Tag wurde schon vielfach kritisiert und verschiedene neue Begriffe vorgeschlagen. Ein solcher Vorschlag ist „Anti-Patriarchatstag“. Das gefällt mir ganz gut, denn es sind längst nicht nur Frauen, die in unserem System benachteiligt werden. Und es gibt auch genügend Frauen, die davon profitieren.
Neulich sprach ich mit einer Freundin darüber, wie Mädchen und Jungen unterschiedlich benachteiligt werden, und wir überlegten, wer es denn nun leichter hätte, Jungen oder Mädchen. Sie war der Meinung, Mädchen hätten es heutzutage leichter, weil sie mittlerweile weniger in ein Schema gepresst werden als Jungs. Mädchen dürfen Kleider UND Hosen tragen, dürfen Glitzer mögen oder hassen, dürfen sich schminken oder nicht. Außerdem werden sie im Bildungssystem bevorzugt. Sie können auch technische Berufe ergreifen und werden dann auch noch besonders gefördert, während ein Mann, der einen pflegerischen Beruf erlernt, nach wie vor kaum Anerkennung erhält und wenig verdient. (Wobei er damit nicht viel schlechter dran ist als Frauen in Pflegeberufen.) Kurzum, Frauen stehen heute alle Türen offen. Theoretisch. Und vor allem nur so lange, bis sie Kinder in die Welt setzen.
Aber zurück zu den Kindern. Welches Geschlecht hat es denn da nun besser? Ich glaube, es kommt schlicht darauf an, wie gut man ins Schema passt. Ich, zum Beispiel, bin ein introvertierter Mensch. Als Mädchen habe ich damit gut dem entsprochen, was Erwachsene von mir erwarteten: ich war meist still, brav und unauffällig. Ein wenig ängstlich, aber für ein Mädchen war das schon okay. Ich hatte nicht viele Freunde, aber die, die ich hatte, haben mir meistens gereicht. Als Junge hätte ich es wahrscheinlich wesentlich schwerer gehabt, spätestens in der Pubertät.
Und es ist ja keinseswegs so, dass alle dieselben Erwartungen an ein Geschlecht stellen. Es gibt Leherer*innen, die mit wilden Mädchen super umgehen können, mit stillen Jungs aber gar nicht, oder umgekehrt. Wie sehr ein Kind also so sein darf wie es ist hängt also stark davon ab, welchen Menschen es begegnet.
Ob man jetzt also besser Jungs oder Mädchen in die Welt setzt, diese Frage lässt sich wohl kaum beantworten. Allerdings können wir uns das ja sowieso nicht aussuchen.

Passend zum Weltfrauentag lese ich gerade das neue Buch von Susanne Mierau: New Moms for Rebel Girls. Auch wenn ich zwei Jungs habe, glaube ich, dass es sehr spannend wird, denn ich glaube, wir können den Feminismus nicht mehr nur den Frauen zuschreiben, und ich denke sehr viel darüber nach, was für eine Mutter ich für meine Söhne sein will.
Am Wochenende habe ich endlich Prinzessinnenjungs von Niels Pickert zu Ende gelesen. Er beschreibt darin, wie Jungen und Männer benachteiligt werden. In unserer Gesellschaft gibt es eine sehr enge Definition für Männlichkeit, und wer diese nicht erfüllt, wird oft ausgegrenzt und diskriminiert. Und auch Männer werden Opfer von Gewalt.
Die Dimension der Gewalt, besonders der sexuellen Gewalt, in unserer Gesellschaft werden uns gerade erst bewusst, und sie betrifft Frauen und Männer, Mädchen und Jungen.
Es ist also höchste Zeit, dass wir uns alle überlegen, wie wir in Zukunft leben wollen, und was für eine Gesellschaft wir uns für unsere Kinder wünschen. Und natürlich, wie wir dorthin kommen.
Am besten fangen wir dann mit uns selbst an, denn das geben wir schließlich auch an unsere Kinder weiter.
Und da sind wir wieder bei der Frage, was will ich an meine Kinder weitergeben?
Vielleicht das:
Das Wissen, so richtig zu sein wie sie sind, Toleranz und Offenheit gegenüber anderen, Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem, den Mut, es anders zu machen oder anders zu sein, aber auch den Mut, sich selbst zu hinterfragen.