Es heißt ja immer, man soll mit den Kindern gemeinsam kochen, damit sie früh den Umgang mit Lebensmitteln lernen, damit sie auch später gerne helfen, und weil man das, was man selbst gekocht hat, meistens auch gerne isst. Außerdem sind sie dann beschäftigt, während man kocht. So jedenfalls die Theorie.
Da mein Einjähriger gerade meistens wenn ich koche zum Dauermeckern ansetzt, weil es ihm nicht schnell genug geht, und weil es gerade äußerst selten vorkommt, dass beide Kinder gleichzeitig friedlich spielen und die Zeit, in der ich koche, somit gerade äußerst anstrengend und schwierig ist, versuche ich so gut es geht, den Kleinen mit einzubinden. Was auch äußerst anstrengend ist.
Eine Zeit lang schob ich es auf meine chaotische Küche, wo es immer etwas wenig kindgerechtes zu finden gibt. Aber nein, selbst wenn die Küche aufgeräumt ist und ich mein Messer immer dahin lege, wo das Kind nicht hinkommt, stiftet er Chaos, wie neulich mit einer Stange Lauch. Da sah das Kochen mit Kind folgendermaßen aus:
Er kletterte, voller Begeisterung, auf den bereitgestellten Hocker, und checkte erst mal die Lage. Dann schnappte er sich den Lauch und zerpflückte ihn. Probehalber biss er auch hinein. Ich schälte nebenbei Kartoffeln. Als er den Lauch zerpflückt hatte, biss er in eine Kartoffel, die ich ihm wieder weg nahm und ihm erklärte, dass Kartoffeln erst gekocht werden müssen. Ich schälte Karotten, während er weiter auf die Kartoffeln losging. Zur Ablenkung gab ich ihm ein Stück Karotte. Das war aber nur kurz interessant, weil es zu hart war, um es zu essen. Immerhin konnte ich einen Teil des Lauchs kleinschneiden. Der wurde dann allerdings vom Brett auf den Boden gewischt (zum Glück hatte ich frisch gestaubsaugt). Beim dritten runterwischen (zwischendurch hob ich alles wieder auf), war die Sache für mich erledigt. Ich hob mein Kind entnervt vom Hocker und schickte ihn weg.
Daraufhin suchte er sich selbst eine Beschäftigung: Er räumte den Korb mit Knoblauch und Zwiebeln aus dem Vorratsschrank und verteilte beides in der Wohnung.
Immerhin konnte ich ohne Geschrei kochen. Das Chaos ist wohl der Preis dafür.
Würde ich der Werbung glauben, würde ich annehmen mir fehlt es schlichtweg am richtigen Equipment. Aber leider glaube ich nicht daran, dass mir Learning Tower und Kindermesser zu entspanntem Kochen verhelfen wird. So wie ich mein Kind einschätze, würde es beim Lernturm aufs Geländer klettern, und zum schneiden ist er einfach noch zu klein. Zusammen machen geht auch nicht, er will selber!
Mit dem Großen (4) gehts ein bisschen besser, wenn er Lust hat. Neulich haben wir zusammen Apfelstrudel gemacht. Ich nahm mir fest vor, geduldig zu sein und ihn machen zu lassen. Er durfte das Mehl in die Schüssel schütten. Die Hälfte landete daneben (einiges davon auf dem Boden), aber halb so wild. Während wir kneteten, fragte er gefühlt hundert Mal „Wann rollen wir den Teig aus?“. Ich antwortete ebenso oft, dass der Teig ruhen muss und wir erst noch die Äpfel herrichten müssen.
Er wollte gerne Äpfel schneiden, aber nicht reiben (schwierig, weil zum schneiden eben auch das Schälen gehört). Nach ein bisschen Diskussion probierte er es doch mit dem Reiben, verschwand dann allerdings nach ein paar Minuten. In regelmäßigen Abständen kam er wieder, um sich ein Stück Apfel zu stibitzen. Für mich schien das Schneiden und Schälen kein Ende zu nehmen.
Dann ENDLICH ging es ans Ausrollen. Das machte er schon recht ordentlich, aber ich musste eben ein bisschen nachhelfen am Ende. Auch darüber musste ich diskutieren. Laut meinem Sohn machte ich das ganz falsch.
Zu diesem Zeitpunkt waren beide Kinder schon einigermaßen hungrig, und meine guten Vorsätze waren dahin. Letztendlich war ja nicht ich die, die ungeduldig war, sondern die Kinder, und irgendwann musste das Essen eben auf den Tisch. Ich versuchte also, den Strudel möglichst schnell in den Ofen zu kriegen, was bedeutet, ich machte das meiste selbst, während ich mit Leo diskutierte und versuchte, ihn vom Äpfel essen abzuhalten.
So scheitern meine guten Vorsätze regelmäßig an der Realität: Die Kinder ausprobieren lassen versus irgendwann muss das Essen auch auf dem Tisch landen.
Vielleicht habe ich auch einfach den richtigen Dreh noch nicht gefunden. Für Tips wäre ich äußerst dankbar!