Muttertag


Seitdem ich Mutter bin, weiß ich nicht mehr so genau, wie ich den Muttertag nun angehen soll: soll ich meine Mutter feiern oder mich von meinen Kindern feiern lassen – oder womöglich von meinem Mann??

Meine Mutter besteht zum Glück weder auf Geschenken noch einen Besuch zum Muttertag. Meine Kinder sind noch zu klein, um mich zu feiern, oder mir irgendetwas zu schenken. Der Große hat, zusammen mit seiner Tante, etwas gebastelt, was der Kindergarten für die daheim bleibenden Kinder vorbereitet hat. Das habe allerdings ich initiiert, weil ich nun mal die Nachrichten vom Kindergarten bekomme.

Letztes Jahr hat der Kindergarten einen „Brief an die Väter“ (in der KiTa-App) geschrieben, und versucht, diese zu instruieren, mit ihren Kindern Muttertagsgeschenke zu basteln. Es wurden Tütchen mit Bastelmaterialien zum Abholen vor dem Kindergarten ausgehängt. Mein Mann hat das ignoriert. Dieses Jahr gab es einen „Brief an die Kinder“, was mich vermuten ließ, dass mein Mann nicht der einzige Vater war, der den letztjährigen „Brief an die Väter“ nicht beachtet hat.

Ich habe also selbst dafür gesorgt, dass mir ein Geschenk gebastelt wird. Nein, es liegt nicht daran, dass ich unbedingt ein Geschenk haben will, sondern ich finde es sehr schön von den Erzieherinnen, dass sie sich die Mühe machen, Bastelpakete zu packen und vor den Kindergarten zu hängen. Ich finde, das sollte gewürdigt werden, deshalb habe ich das Tütchen abgeholt und mein Kind basteln lassen.

Außerdem bilde ich mir ein, dass meine Kinder Traditionen kennen lernen sollten, auch, oder gerade weil gerade viele Traditionen ausfallen müssen. Vielleicht hat mir das als Kind manchmal gefehlt, jedenfalls erinnere ich mich daran, dass ich immer auf das Feiern des Muttertages bestanden habe, zumindest solange ich im Grundschulalter war.

Ich glaube, mein Vater war manchmal ein bisschen beleidigt, weil ich um den Vatertag weniger Brimborium gemacht habe. Ich habe eben die gesellschaftlichen Erwartungen erfüllt, nicht die meiner Eltern.

Und was erwarte ich mir vom Muttertag? Keine Geschenke, außer dem selbst gebastelten meines Sohnes, so viel ist sicher. Ich habe meinem Mann deutlich gemacht, dass ich nicht SEINE Mutter bin, ich hoffe, das hat gewirkt. Ach ja, er hat Brownies gebacken, die Hälfte ist für mich, die andere für seine Mutter, hat er gesagt. Und dann gleich mal einiges weggefuttert. Aber sie sind auch lecker.

So finde ich das ohnehin viel besser. Ich fühle mich nicht gewürdigt, weil man mir teure Geschenke macht. Wenn man ein Geschenk selber macht und Zeit und Mühe investiert, dann schon eher.

Einen Tag ein bisschen verwöhnt werden wäre schon schön. Ausschlafen, nicht für alles zuständig sein, das tun, wozu ich Lust habe, ja, das würde mir gefallen. Aber mit zwei Kleinkindern wird das wohl nichts.

Die Tradition des Vatertags sollte eigentlich auf den Muttertag übertragen werden. Vielleicht in etwas anderer Form: Wir Mütter treffen uns irgendwo und machen uns einen schönen Tag, fern von Mann und Kindern. Ja, ich glaube, das könnte mir gefallen.


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