Eine der gemeinsten Fragen, die man Eltern stellen kann, ist „Und, schläft euer Kind schon durch?“. Sie suggeriert nämlich, dass Kinder in der Regel irgendwann durchschlafen. Dem Zeitpunkt, wann einem die Frage gestellt wird, nach zu urteilen, wohl nach ein paar Wochen oder Monaten. So dachte ich jedenfalls, bevor ich Kinder hatte.
Mein Großer hat in den ersten Monaten nach seiner Geburt erst mal mindestens sechs Stunden pro Nacht durchgeschlafen. So lange, bis die ersten Zähne kamen. Dann wurde es nachts unruhig, und es dauerte lange, bis er wieder länger als drei Stunden am Stück schlief. Irgendwann wurde mir klar, dass es Jahre dauert, bis Kinder „durchschlafen“. Oder vielleicht besser gesagt, bis sie einen nachts nicht mehr brauchen.
Mit zwei Kindern verschärft sich die Situation dann noch. Anfangs, als der Kleine ein paar Wochen alt war, hatte ich manchmal das Gefühl, die beiden wechseln sich ab, und ich komme gar nicht mehr zum Schlafen. Aber egal ob sie sich gerade abwechseln oder gleichzeitig wach sind, ich empfinde es immer mindestens fünfmal so anstrengend als mit einem Kind.
Zum Glück schläft der Große seit einigen Monaten fast immer durch. In seinem Bett. Obwohl nächtliche Monster gerade ein Thema sind. Bei ihm sind es allerdings Krabbeltiere. Außerdem wollte er vor einiger Zeit mehr Licht, sein Nachtlicht reichte ihm nicht mehr. Wir haben dann seine Laterne mit einer kleinen, batteriebetriebenen Lichterkette bestückt, damit war ist er zufrieden. Und sie hilft offenbar auch gegen die Krabbelviecher.
Natürlich habe ich auch schon versucht, ihm auszureden, dass da Tiere sind. Ich habe gesagt, alle Fenster sind zu, da kommt nix rein. Hat nicht funktioniert. Die Viecher kommen durch die Wand. Daraufhin versuchte ich es mit verharmlosen. Vielleicht wollen sie nur spielen? Oder dich kitzeln? Das nahm er schon eher hin, aber er wirkte immer noch skeptisch. Ob es geholfen hat, weiß ich nicht, aber die letzten Nächte waren ruhig. Abends sind sie manchmal ein Thema, die Krabbeltiere.
Das Ganze hat mich an einen ziemlich ekligen Schneckentraum erinnert, den ich als Kind mal hatte. Im Traum wachte ich auf und sah jede Menge Schnecken an meinem Bett hochkriechen. IGITT! Die Tatsache, dass ich mich heute noch an diesen Traum erinnere, zeigt wohl, wie erschreckend dieser Traum für mich war. Obwohl Schnecken ja nicht gefährlich sind, nur eklig. Was würde ein Psychiater dazu wohl sagen?
Theoretisch kann ich mich natürlich gut in meine Kinder einfühlen, wenn sie nächtliche Probleme haben. Sie sind ja nicht wach, um mich zu ärgern, sondern weil sie nicht schlafen KÖNNEN. Aber in der Praxis hilft mir das wenig. Denn wenn ich nachts geweckt werde, bin ich müde und will, verdammt noch mal, weiterschlafen. Knuddeln und trösten fällt mir da äußerst schwer.
Erst recht, wenn dann noch der Gedanke an den folgenden Tag dazu kommt. An all die Dinge, die man tun wollte, und ob man das wohl schafft, wenn man nachts nicht genug geschlafen hat. Und wie viel anstrengender der Tag wohl werden wird, mit den Kindern, die ja auch müde sind, wenn sie nachts nicht schlafen. Müde Mutter, müde Kinder, das ist eine explosive Mischung (wobei eine müde Mutter und ausgeschlafene Kinder natürlich nicht besser ist…).
Manchmal schaffe ich es, die Situation so zu20 nehmen, wie sie ist, mich meinem Schicksal zu fügen und zu versuchen, das beste draus zu machen. Das hilft ungemein. Aber es geht eben nicht immer.
Dennoch hat mir die Erfahrung gezeigt, dass müde Tage nicht unbedingt schlimm oder schwierig sein müssen. Meistens, und das finde ich erstaunlich, komme ich auch mit wenig Schlaf ganz gut durch den Tag. Am schlimmsten empfinde ich den Schlafentzug tatsächlich in der Nacht. Das zu wissen hilft mir auch, irgendwie.
Letztendlich finde ich es aber immer wieder erstaunlich, was wir, relativ locker, aushalten. Erst recht, wenn mir andere Mütter von ihren morgens um fünf aufstehenden oder nachts dauernuckelnden Kindern erzählen. Da habe ich es ja noch gut.
Wir wüssten so viel weniger über uns, wenn wir keine Kinder hätten. Vor allem wüssten wir nicht, was wir alles (schaffen) können.