Neulich haben wir einen tollen Schneemann gebaut. Nein, nicht meine Kinder und ich, sondern meine Schwägerin und ich.
Jedenfalls bin ich schon ein bisschen stolz auf diesen Schneemann (obwohl er ohne meine Schwägerin nicht halb so schön geworden wäre – sie legt wesentlich mehr Wert auf Ästhetik als ich). Und so dachte ich mir, jetzt habe ich ein schönes Foto von einem tollen Schneemann, da könnte ich ja vielleicht auch etwas dazu schreiben.
Eigentlich wollte ich mit meinem Großen einen Schneemann bauen. Aber, wie das oft so läuft, war er nur sehr kurz am Bauen interessiert, und dann waren die Schneeberge in unserem Garten wieder viiiieel interessanter. Ich rollte also die erste Kugel allein. Bei der zweiten kam meine Schwägerin dazu. Das war ein Glück, denn ohne sie hätte ich die große Kugel nie auf die erste heben können. Ich versuchte ein paar Mal, Leo zum Mitbauen zu überreden. Er kam dann kurz und „half“, aber nach wenigen Minuten kletterte und tobte er wieder im Schnee herum. Na gut, dachte ich mir, er hat Spaß an der frischen Luft, ich habe Spaß an der frischen Luft, und das während ich mein Kind beaufsichtige, eine Win-Win-Situation also. Und so bauten wir unseren Schneemann, und Leo tollte weiter im Schnee herum.
In solchen Situationen ärgere ich mich oft und denke mir „jetzt habe ich mir extra etwas Lustiges für dich ausgedacht und du machst nicht mit“. Manchmal sage ich auch etwas in der Richtung. Doch was haben er und ich denn davon, wenn er etwas macht, wozu er eigentlich gerade keine Lust hat? Richtig, nichts. Außerdem wollte ich ja etwas für ihn tun, und plötzlich erwarte ich etwas von ihm. So war das nicht gedacht.
Manchmal frage ich mich auch, warum er gerade keine Lust hat etwas mit mir zu machen. Ob es an mir liegt. Ob ich ihn nicht richtig motiviere. Ihn nicht richtig mitmachen lasse.
Letzteres trifft wohl auch bisweilen zu. Ich bin oft nicht so geduldig und gelassen, wie ich es gerne wäre. Zum Beispiel, wenn wir zusammen abspülen und es einfach kein Ende nimmt, und wir beide und die Küche immer nasser werden. Naja, ich arbeite daran.
Aber warum sollte ich einen Dreijährigen zu etwas motivieren, wozu er keine Lust hat? Er freut sich auch so über den riesigen Schneemann in unserem Garten, egal ob er daran mitgebaut hat oder nicht. Er hat sich wunderbar allein beschäftigt. Er war aktiv an der frischen Luft, genau das war mein Ziel. Vielleicht konnte er sich auch ein bisschen was von uns abschauen. Und vielleicht hilft er nächstes Jahr beim Schneemann bauen – oder ich helfe ihm.
Auf jeden Fall hatten wir einen schönen Nachmittag. Kein Grund zu meckern also.