Vor kurzem hat mein Großer (fast 4) zum ersten Mal außer Haus geschlafen, bei seiner Oma. Ich hatte mir im Vorfeld ein bisschen Sorgen gemacht, ob er, wenn er müde wird, nicht doch zurück nach Hause, zur Mama, will. Aber Oma wohnt nur fünfzehn Minuten Autofahrt entfernt, ich hätte ihn also jederzeit abholen können. Stattdessen rief er aber am nächsten morgen an und teilte mir mit: „Ich will nochmal bei der Oma schlafen.“
Ich hatte gemischte Gefühle. Nicht darüber, dass er bei Oma schläft, das finde ich vollkommen okay, und ich freute mich auch über ein bisschen mehr Zeit und einen entspannten Tag mit nur einem Kind. Aber dass er mich so gar nicht vermisste…
Ich habe versucht, ein Wort für dieses Gefühl zu finden, aber es ist schwer. Sorge? Passt nicht wirklich. Wehmut vielleicht.
Ähnlich fühlte ich mich, als mein Sohn am ersten Tag in der Krippe sofort los lief und den Raum erkundete, und nicht ein mal zu mir kam. Oder als ich nach zwei Tagen Krankenhaus mit seinem neuen Bruder nach Hause kam, und er nicht freudig „Mama“ rief und auf mich zu rannte, sondern sich wesentlich mehr für das Baby interessierte als für mich.
Es ist dieses Gefühl, das mich immer beschleicht, wenn ich merke, dass mein Kind größer und selbständiger wird. Natürlich will ich das, und ich freue mich über diese Schritte, aber gleichzeitig ist da dieses „aber irgendwann werden sie mich nicht mehr brauchen, und ich kann sie nicht mehr beschützen, und sie werden mich verlassen“. Das ist alles positiv, so wie es sein muss, aber trotzdem… vielleicht versteht ihr ja, was ich meine.
Das englische Wort „anxiety“ trifft es vielleicht am besten, weil es genau diese zwei Seiten beinhaltet, positiv wie negativ. Es lässt sich wohl am ehesten mit Nervosität übersetzen. Gleichzeitig freudige und sorgenvolle Nervosität. So ungefähr.