Was soll aus meinen Kindern mal werden?


Eine Frage, die sich wohl alle Eltern irgendwann mal stellen, ob sie wollen oder nicht. Wir sorgen uns alle um die Zukunft unserer Kinder, nur sollten wir uns auch manchmal fragen, ob das, was wir gut meinen, tatsächlich gut für sie ist.

Tatsächlich habe ich keine allzu konkreten Vorstellungen über die Zukunft meiner Kinder. Gut, der Große ist erst drei, also wir haben noch ein bisschen Zeit für Berufswünsche (momentan bei ihm hoch im Kurs: Feuerwehrmann, Pilot, Bauer). Aber ich hoffe, es bleibt dabei, dass ich sie frei ihren Weg wählen lassen kann.

Ich habe auch darüber nachgedacht, wie das bei mir und meinen Eltern war, und kann ich mich nicht erinnern, von meinen Eltern groß gelenkt worden zu sein. Ich glaube nicht, dass sie konkrete Pläne für mich hatten.

Natürlich wurde mir ein bestimmter Weg vorgelebt. Es war für mich überhaupt keine Frage, dass ich ins Gymnasium gehen werde, schließlich erzählten mir immer alle, wie schlau ich bin (vor allem Papa, Oma und die Grundschullehrer). Aber es war auch der richtige Weg für mich. Meine Eltern haben mich in alle Entscheidungen mit einbezogen, das heißt, ich war der Überzeugung, ich habe entschieden. Ich entschied, ob ich ins Gymnasium gehe, und in welches (natürlich entschied ich mich für das, in das auch mein Vater gegangen war). Ich entschied, dass ich einen sozialen Beruf ergreifen wollte, mit Kindern arbeiten wollte, studieren wollte, Lehrerin werden wollte.

Aus heutiger Sicht weiß ich nicht so genau, wie viel davon tatsächlich meine Entscheidung war. Natürlich wurde ich beeinflusst von meinen Eltern, Großeltern, Lehrern, Freunden, Bekannten, der Gesellschaft.

Ich habe dann doch auch etwas genauere Vorstellungen darüber, WIE meine Kinder einmal werden sollen. Stark sollen sie werden, sie sollen sich behaupten können, frei ihre Meinung sagen, auch wenn sie dabei anecken. Wenn ich das so schreibe, merke ich, das ist schon ganz schön viel, und es sind auch Eigenschaften, die ich selbst gerne mehr hätte.

Oft, wenn ich Angst habe, dass mein Kind gerade anecken könnte, zum Beispiel weil es laut ist, oder frech, verspüre ich das Bedürfnis, ihn zu maßregeln. Und bremse mich, indem ich mich frage „will ich dass mein Kind sich immer angepasst verhält oder will ich dass er einmal frei denken und seine Meinung sagen kann?“

Natürlich ist das nicht falsch, vor allem, weil ich mich damit ja meistens davon abhalte mich einzumischen. Aber man merkt vielleicht, dass es eine Gradwanderung ist, die Kinder nicht zu viel zu beeinflussen. Denn natürlich beeinflussen wir sie, schon allein, indem wir ihnen etwas bestimmtes vorleben.

Hier vielleicht noch ein besseres Beispiel:

Jesper Juul schrieb einen Satz, an den ich immer wieder denken muss: „Heute ist es leider so, dass die meisten jungen Mütter Söhne erziehen, die sie sich auf keinen Fall als Schwiegersöhne wünschen würden.“[1] Er will damit verdeutlichen, dass es wichtig ist, dass wir zu unseren Kindern „nein“ sagen können, und ihnen so unsere Grenzen zeigen. Damit sie lernen, ein nein anzunehmen, ebenso wie, dass es okay ist nein zu sagen. Bei unseren Söhnen fällt uns dieses „nein“ häufig besonders schwer. Das ist mit Sicherheit kulturell bedingt.

Mir war sofort klar, was er damit meint. Und oft denke ich: „Ich hoffe, ich kann meine Söhne anders erziehen.“

Aber nicht nur in Hinblick auf das Nein. Ich wünsche mir auch, dass meine Söhne einen guten Umgang mit ihren Emotionen lernen, dass sie weinen können, dass sie empathisch sind. Dass sie sich ebenso zuständig für Haushalt und Kinder fühlen wie ihre zukünftigen Frauen (sofern sie welche haben). Dass sie einen Beruf nicht deshalb von vornherein ausschließen, weil er von Frauen dominiert ist.

Während ich also in der Hinsicht besonders darauf bedacht bin, dass meine Söhne möglichst frei entscheiden können, wie sie ihr Leben gestalten wollen, lauert hier für mich wohl die größte Gefahr, sie zu etwas zu drängen, was sie nicht sein wollen.

Was ich damit sagen will: es ist oft nicht leicht, zu wissen, was richtig ist. Und natürlich werde ich Fehler machen. Werde versuchen, meine Kinder zu beeinflussen, in einer Weise in der ich das nie wollte.

Achja, da ist doch etwas, wozu mich meine Mutter in gewisser Weise gedrängt hat. Sie hat mir sehr ans Herz gelegt, dass sie gerne Oma werden will. Und nicht zu spät. Allerdings war es ein Drängen zu etwas, von dem sie wusste, dass ich es selbst wollte. Und sie wusste zu diesem Zeitpunkt auch, dass ich stark genug bin, mich zu nichts drängen zu lassen. Also, es war schon okay, aber dennoch…

Ich selbst wäre, glaube ich, auch sehr traurig, wenn ich keine Enkelkinder bekäme. Da wäre also doch ein konkreter Zukunftswunsch.

Ich hoffe aber, dass meine Kinder mindestens genauso lange überlegen müssen, inwiefern sie von ihren Eltern verbogen wurden, wie ich.

„Ich muss nicht werden, ich bin ja schon“, steht auf der letzten Seite von Susanne Mieraus neuestem Buch, Frei und Unverbogen. Trotzdem bin ich sehr gespannt darauf, was aus meinen Kindern einmal wird.


[1] Jesper Juul (2016): Leitwölfe sein. Liebevolle Führung in der Familie. Beltz


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